Veröffentlicht am Schreib einen Kommentar

Kompaktseminar der Uni Tübingen zu Besuch in der Hainbachschule

Es ist ein kleines, schon älteres Schulhaus, in dem die Hainbachschule untergebracht ist. Hohe Decken, große Fenster und die wohnliche, bunt gestrichene Holztreppe, die an einer Wand mit Lernplakaten der Kinder entlang in den ersten Stock führt, machen die Atmosphäre gemütlich und familiär. „Die geringe Größe der Schule ist unser großes Plus. So können wir neue Ideen und Konzepte zeitnah und unkompliziert umsetzen“, freut sich Kerstin Mansfeld, eine von vier Lehrerinnen an der Hainbachschule. Mit ihren Kolleginnen hat sie seit 2013 das Lernkonzept an der Außenstelle der Seewiesenschule (GMS) auf altersgemischte Klassen und offene Lernphasen umstrukturiert. Wir, Lehramtsstudierende der Universität Tübingen, haben im Februar zusammen mit unserem Dozenten Dirk Bogner die Grundschule besucht und spannende Einblicke in die Arbeit der Lehrerinnen und das Lernkonzept der SchülerInnen erhalten.
In dem Konzept der Schule sind die Klassen altersgemischt, d.h. die erste und zweite, sowie dritte und vierte Klasse besuchen das Schuljahr jeweils in einem gemeinsamen Klassenverband. Dabei übernimmt ein/e ältere/r SchülerIn immer eine Patenschaft für eine/n jüngere/n SchülerIn. Wir durften von den Schülerinnen und Schülern erfahren, dass ihnen diese Patenschaft Freude bereitet und sie stolz sind, den jüngeren erklären zu können, wie das Lernkonzept und auch alles andere in der Schule so funktioniert. Nicht selten ist die Patenschaft auch umgekehrt, so dass hierbei eine gute gegenseitige Unterstützung zu spüren ist.
Eine weitere Besonderheit des Konzeptes ist zudem die in den Lernplan integrierte Lernzeit. In dieser Zeit, die in der Woche etwa sieben Stunden umfasst, arbeiten die SchülerInnen selbständig an für sie vorbereiteten Materialien. Dabei können sie ihren Lernort flexibel wählen, so zum Beispiel sitzend auf dem Teppichboden, alleine an einem Tisch oder gemeinsam mit anderen in einer Gruppe lernen. Ebenso kann die Lernform entweder als Einzelarbeit oder Partnerarbeit gestaltet werden. Alle SchülerInnen notieren in einem Protokollheft die gelösten Aufgaben, sodass die Lehrerin immer über den jeweiligen Lernstand informiert ist. Diese Materialien und die Abläufe des Lehrplans durften wir aus nächster Nähe und mit fachkundiger Erklärung der Kinder betrachten und begreifen. In Kleingruppen führten sie uns selbstbewusst und eifrig durch die vertrauten Räume der Schule und erzählten uns sprudelnd, wie es hier alles so zugeht. Auf Nachfragen bekamen wir stets bereitwillig und ausführlich Auskunft. So erfuhren wir auch, dass die Klassenarbeiten – im Gegensatz dazu, wie wir dies aus eigener Erfahrung noch kennen – zeitlich individuell geschrieben werden. So wählen die SchülerInnen in Rücksprache mit der Lehrkraft einen Termin, der ihrem individuellen Lerntempo entspricht und für sie passend ist. So entzerrt sich nicht nur der gruppeninterne Konkurrenzgedanke, der auch in Grundschulen bereits wächst. Die Kinder lernen auch, Rücksicht aufeinander zu nehmen, wenn ein/e MitschülerIn gerade eine Klassenarbeit schreibt. Während die SchülerInnen uns aufgeweckt und stolz ihren Schulalltag vorstellten, gewannen wir den Eindruck, dass gerade das altersgemischte, mit individuellen Lernzeiten gespickte Konzept dazu führt, dass die Kinder unterschiedlich schnelle Lernfortschritte in der Klasse akzeptieren lernen und sich gegenseitig helfen.

(Bericht von zwei Studierenden)